Contra-Internet steht für die mehr und mehr aufkommenden künstlerisch-militanten Aktionen und politischen Umstürze gegen die neoliberalen, vernetzten digitalen Technologien. Wenn man das Internet heute als führende Arena der Kontrollgesellschaft begreift, dann meint Contra-Internet Verweigerung und Exodus aus genau diesem Internet sowie den Versuch, ästhetisch-politische Alternativen zu diesen Infrastrukturen aufzubauen. Zu den zentralen Aspekten von Contra-Internet gehören die globale Verbreitung autonomer Netze und die Entwicklung von Verschlüsselungtaktiken.
Entgegen dem populären Begriff "Post-Internet" stellt Contra-Internet einen konzeptionellen, praktischen und experimentellen Rahmen her um explizit politische Positionen zu versammeln, die Internet-Technologien als Teil der Mechanismen verstehen, die Teile der Bevölkerung vehement überwachen und kriminalisieren – durch biometrische Regulierung, Drohnen-Angriffe und Datenüberwachung, um nur einige zu nennen.
Inspiriert von Beatriz Preciados "Contra-sexuellem Manifest" ist Contra-Internet feministisch, queer, antirassistisch und anti-imperialistisch und thematisiert, dass nicht-normative, minoritäre Personen gewaltsam von neoliberalen Netzwerktechnologien beeinträchtigt werden.
Zu den Contra-Internetpraktiken gehören:
- implizite Kritik am Internet als neoliberalem Mittel und Kanal für finanzielle Gewalt, Prekarität und die Ausbeutung von Arbeitskräften.
- Schnittmengen-Analyse, die hervorhebt, wie eng das Internet mit der Verbreitung von Behindertenfeindlichkeit, Klassendenken, Homophobie, Sexismus, Rassismus und Transphobie verbunden ist.
- Ablehnung der brutalen Quantifizierung und Standardisierung, die digitale Technologien als interpretative Linse verwenden um Leben zu evaluieren und zu verstehen.
- Radikalisierung der Techniken, die sofort die Unmöglichkeit einer aufsummierten technischen Objektivität erkennen sowie das Erzeugen von verschiedenen Logiken und Möglichkeiten für technologische Funktionalität.
- Transformieren von vernetzter Subjektivität über das Internet als einem sich rasch entwickelnden Bereich der Ununterscheidbarkeit von Freizeit und Arbeit, Social-Media-Monokultur und der Sucht nach in-Verbindung-bleiben.
- Alternativen zum Internet gründen, was nichts weniger als utopisch ist.
Zach Blas ist Künstler und Schriftsteller. Seine Arbeiten beschäftigen sich mit Technologie, Queerness und Politik. Derzeit ist er Assistant Professor an der Kunstfakultät der University at Buffalo. Blas hat international ausgestellt und vorgetragen, zuletzt im Museo Universitario Arte Contemporáneo, Mexiko-Stadt, 2014 Museum of Art and Design-Biennale, New York; 2014 Dakar Biennale; Institute of Contemporary Arts, London; Queer / Art / Film LA, Los Angeles; quartier21 / Museumsquartier Wien; Center for 21st Century Studies, University of Wisconsin-Milwaukee; transmediale, Berlin; und Foundation for Art and Creative Technology, Liverpool. 2012/13 war er Künstler und Wissenschaftler-in-residence am banglab und Performative Nanorobotics Lab, University of California, San Diego. 2013/14 war Blas Stipendiat bei Eyebeam in New York City, The White Building in London und The Moving Museum in Istanbul.